Welche Informationen haben wir? Zunächst müssen wir uns vergegenwärtigen, dass die Sonne der einzige Stern von Abermilliarden ist, den wir "richtig" beobachten können (Oberfläche im Teleskop sichtbar, Raumsonden können zur Sonne fliegen). Alle anderen Sterne sind so weit entfernt, dass sie auch in den großen Superteleskopen nur Lichtpünktchen sind, auf denen (mit ganz wenigen Ausnahmen) auch nicht die geringsten Strukturen zu erkennen sind. Alles was wir von dort bekommen ist Licht, nichts weiter als Licht! Es stellt sich also für den Laien zu Recht die Frage, woher die Astronomen dennoch so viel über die Sterne wissen.
Denken wir einmal an das, was wir von der Sonne wissen: Normalerweise erzeugen Sterne ihre Energie durch "Verbrennen" von Wasserstoff zu Helium. Ein Stern ist eine riesige, kontinuierlich explodierende Wasserstoffbombe. Es ist nun leicht nachzuvollziehen, dass ein Stern umso mehr Energie pro Zeiteinheit erzeugt, je größer seine Masse ist. Ein solcher Stern hat auch einen großen Durchmesser, eine hohe Oberflächentemperatur und damit auch eine große Leuchtkraft. Da mit steigender Temperatur eines glühenden Körpers seine Farbe von rot zu blau wechselt, erkennt man solche Sterne an der Farbe des ausgesandten Lichts.
Die Astrophysiker haben diese Zusammenhänge genauer berechnet, und so genügt heute schon die Farbe des Sternlichts, um eine recht genaue Aussage über Masse, Durchmesser, Leuchtkraft, Temperatur und Dichte eines Sterns zu machen. Man hat daher die Sterne nach der Farbe ihres Lichts in "Spektralklassen" ( O B A F G K M ) eingeteilt (s. Diagramm unten). Dabei sind die O-Sterne die blauen, großen Sterne mit 40 Sonnenmassen, und die M-Sterne die kleinen roten Sterne mit nur 0,1 Sonnenmassen. Da sie am linken Rand des Diagramms liegen, gibt es bei den O-Sternen für die Größe keine feste obere Grenze, die Werte unten gelten für die am häufigsten auftretende Form.
Es gibt noch weitere Spektralklassen für exotische Sterntypen, aber in die unten aufgeführten Klassen lassen sich fast 90% aller Sterne als "Hauptreihensterne" ("normale" Lebensphase) einordnen. Bei Geburt und Tod durchläuft ein Stern Phasen, bei denen er trotz gleicher Spektralklasse ganz andere Werte für Masse, Durchmesser, Leuchtkraft etc. hat, als die unten im Diagramm angegeben Werte für normale Hauptreihensterne. Beispiele hierfür sind rote Riesensterne (grob 1%) oder weiße Zwergsterne (grob 9%), die es nach dem unten angeführten Schema gar nicht geben dürfte.
Masse:
40
¤
-------------------------------- 0,08 ¤
Symbol
¤
für
Durchmesser:
18
¤
-------------------------------- 0,15
¤
unsere Sonne
Leuchtkraft:
5• 105
¤
--------------------------- 0,001
¤
Oberflächentemperatur:
4• 104 K
--------------------------- 2500 K
(Sonne 6100 K)
Dichte:
0,01 gcm-3
------------------------ 60 gcm-3
(Sonne 1,4 gcm-3)
Farbe:
blau
--------------------------------- rot
(Sonne gelb)
Spektralklasse:
O B A F
G K M
(Sonne G)
75% aller großen Sterne stehen in
Mehrfachsystemen. Neuerdings vermutet man aber, dass ca. 85% der Sterne sehr
klein (Klasse M) sind, und davon nur 25% in Mehrfachsystemen
stehen. Das bedeutet entgegen früherer Annahmen, dass mehr als 60% aller
Sterne einzeln stehen. Das wäre wichtig, denn Leben könnte sich in
Mehrfachsystemen kaum entwickeln.
Es gibt Doppelsternsysteme mit Umlaufzeiten von 2h (!) =
starke Verformung der Sterne, Materieaustausch zwischen den Sternen möglich.
Sterne können explodieren (Supernovae),
kurzzeitig bis 109 mal heller als die Sonne, starke Radiostrahlung.
Rotationsgeschwindigkeit am
Sternäquator kann bis zu 320 km/s betragen (Sonne 2,0 km/s),
damit ist das Abschleudern von Masse möglich.
Magnetfelder bis zum 30.000
-fachen der Sonne (Sonne 2•10-4 T) würde die Energieversorgung der
Planeten und deren Bewohner lösen (Induktionsspulen).
Leben eines Sterns:
Je nach Masse des Protosterns hat dieser eine andere Entwicklungsgeschichte im Laufe des Sternenlebens.
Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Masse ausschlaggebend
dafür ist, wie viel Energie im Kern des Sterns erzeugt wird, was wiederum
entscheidend die Geschwindigkeit beeinflusst, mit der der Vorrat an Wasserstoff
verbraucht wird. Bedenkt man, dass beim Erlöschen der Kernfusion im Inneren
wegen des dann fehlenden Strahlungsdrucks der Steren durch die enorme
Gravitation kollabiert, so ist leicht einzusehen, dass damit das "normale" Leben
eines Sterns praktisch beendet ist.
Im Folgenden werden die Erscheinungstypen der Sterne nach ihrer Geburt beschrieben, bis deren Wasserstoff-Vorrat zur Neige geht.
Die Braunen Zwerge nehmen hierbei eine Sonderstellung ein, da sie
eigentlich nicht zu den Sternen gezählt werden!
Braune Zwerge sind Objekte mit einer Masse über 5 Jupitermassen und unter
0,08 Sonnenmassen. Sie sind im Inneren immer zu kalt, um eine Wasserstoff-Kernfusion zu Helium
(erfordert über 10 Millionen Grad)
zu zünden. In ihnen laufen daher nur andere, wenig ergiebige Fusionsprozesse
bei niedrigeren Temperaturen ab (Deuterium und Lithiumfusion bei 1-5 Millionen
Grad), oder sie gewinnen ihre Energie als reine Kontraktions-Energie der
zusammenstürzenden Masse. Braune Zwerge werden zwischen den Gasplaneten (wie z.B. Jupiter) und den Sternen eingeordnet. Der genaue Entstehungsvorgang von Braunen Zwergen ist heutzutage (2006) noch nicht eindeutig geklärt,
sie könnten aber in sehr großer Zahl im Universum vorhanden sein. Da die Braunen Zwerge sehr leuchtschwach sind, ist es schwierig sie nachzuweisen und man benötigt dazu sehr große Teleskope, um das Spektrum des Objekts analysieren zu können. Braune Zwerge kühlen
wegen der wenig ergiebigen Fusionsprozesse recht schnell wieder aus, sie leben
nur wenige Millionen Jahre.
Rote Sterne (auf der Hauptreihe) sind die häufigsten Sterne in der Milchstraße. Sie sind die kleinsten und kältesten aktiven Sterne und gehören zum Spektraltyp M. In ihnen findet
wegen der geringen Masse wenig Kernfusion von Wasserstoff zu Helium statt, weshalb der Wasserstoff-Vorrat sehr lange reicht. Bis heute (2006) ist noch kein sterbender Roter Zwerg beobachtet worden,
sie leben also mindestens so lange, wie das Universum alt ist (ca. 14 Milliarden Jahre). Rote Zwerge sind sehr leuchtschwach und können mit bloßem Auge nicht gesehen werden. Zu diesen zählt auch Proxima Centauri, der Sonne nächstgelegener Stern. Ist der Wasserstoff verbraucht, reicht die Temperatur im Inneren nicht aus, um eine Helium-Fusion zu zünden, weshalb sich Rote Zwerge nicht zu Roten Riesen (s. unten) aufblähen können, sondern
mehr oder weniger direkt zu Weißen Zwergen (s. unten) werden.
Gelbe Sterne (auf der Hauptreihe) haben ungefähr Masse der Sonne bis zur
achtfachen Masse der Sonne, und haben (wie der Name bereits sagt) eine gelbliche Farbe.
Sie verbrennen ihren Wasserstoff noch relativ langsam, und leben daher lange
(Die Sonn ca. 10 Milliarden Jahre). Ist die Wasserstoff-Fusion beendet, setzt in ihnen die Heliumfusion ein und sie werden zu Roten Riesen (s. unten).
Blaue Sterne (auf der Hauptreihe) haben bis zu 50 Sonnenmassen
(Spektraltyp O) und sind damit die massereichen Sterne. Aufgrund der
energiereichen Strahlung hat ihr Licht eine höhere Frequenz und ist damit
blau, ihre Leuchtkraft ist bis über 500.000 Mal größer als die der Sonne. Da
in ihnen die Kernfusion aufgrund der hohen Masse besonders schnell abläuft,
haben sie oft nur eine kurze Lebensspanne; daher sind sehr große blaue Sterne mit einer Häufigkeit von 1 zu 10 Millionen auch sehr selten.
Das Leben blauer Sterne endet als Roter Riese oder ab etwa 8 Sonnenmassen als
roter Überriese (s. unten). Bei den blauen Sternen gibt es für
die obere Größe keine feste Grenze, ganz besonders große Exemplare haben bis
zu 100 Sonnenmassen.
Links: Geburt neuer Sterne
und Planeten aus kondensiertem Gas und Staub im Orionnebel. (NASA).
Rechts: Tod zweier Sterne
durch eine gewaltige Explosion (ESO).
Der Tod eines Sterns: Das Leben eines Sterns ist im Wesentlichen
beendet, wenn er seinen Vorrat an Wasserstoff durch Fusion zu Helium verbraucht
hat. Im Laufe seines Lebens "verbrennt" der Stern immer mehr Wasserstoff, als
"Asche" sammelt sich Helium im Kern an. Das führt oft zu einem schalenförmigen
Wasserstoff-Brennen, wobei der Radius des Heliumkerns immer größer wird. Damit
sinken Druck und Temperatur, bis eine Fusion von Wasserstoff zu Helium nicht
mehr möglich ist. Damit verschwindet auch der Strahlungsdruck, der den Stern im
Gleichgewicht gehalten hat, was zu einem instabilen Zustand mit in sich
zusammenstürzendem Stern führt. Wie dieser Prozess abläuft, ist ganz
entscheidend durch die Masse des Sterns bestimmt:
Zwischenstadium Roter Riese:
Geht der Wasserstoff im Inneren eines Sterns mit einer Kernmasse von
weniger als 1,44 Sonnenmassen
(die Masse des ganzen Sterns liegt dann normalerweise unter 3 bis maximal 8
Sonnenmassen)
zur Neige, so werden diese zu Roten Riesen.
Durch den Gravitations-Kollaps nach Beendigung der Wasserstofffusion steigen
im Inneren des Sterns Druck und Temperatur so enorm an, dass nun Helium zu
höheren Elementen fusioniert. Dabei können Elemente wie Kohlenstoff und
Sauerstoff entstehen. Ist danach im Inneren noch genug Hitze und Druck, so
fusionieren weitere, schwerere Elemente. Während den einzelnen Fusions-Vorgängen werden die äußeren Gashüllen ins Weltall geschleudert, die dann oft
Planetare Nebel (Bild oben Mitte und rechts)
bilden. Der Stern selbst dehnt sich wegen der enormen Temperaturen im Inneren
(die weit über der Temperatur der Wasserstofffusion liegen) bis zum 100fachen
Sonnendurchmesser aus. Die riesige Oberfläche kann dann die Energie des Sterns
bei relativ geringer Temperatur (2000 bis 4000 Grad) abstrahlen, was einen sehr
hellen, rot strahlenden Stern ergibt. Ist die Kernmasse eines roten Riesen
größer als 1,44 Sonnenmassen (die Masse des ganzen Sterns liegt dann
normalerweise über 8 bis minimal 3 Sonnenmassen), so spricht man von Roten
Überriesen, die bis zu 1000 Sonnendurchmesser erreichen. Bei diesem Typ bleibt es nicht beim "friedlichen" Abstoßen von
Gashüllen, sondern es erfolgt eine Supernova-Explosion vom Typ II (s. unten).
Bei einer solchen Detonation von kosmischem Ausmaß entsteht ein gewaltiger Energieausstoß in Form
von Neutrinos, Licht und Strahlung. Die sich ausbreitende Schockwelle zerfetzt
den alten Stern und alles, was sich in dessen näherer Umgebung befindet;
aufgrund der Strahlung hat eine solche Explosion katastrophale Auswirkungen
auf Leben im Umkreis von 50 Lichtjahren (hoffentlich geschieht so etwas nicht
in unserer Nähe). Das
Ende eines Roten Überriesen ist in jedem Fall ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch,
Rote Riesen enden normalerweise nach Abstoßen von Gashüllen als Weißer Zwerg
umgeben von einem Planetaren Nebel:
Endstadium Neutronenstern: Neutronensterne sind äußerst spektakuläre Gebilde.
Bei einem Roten Überriesen verläuft nach Abschluss aller Fusions-Prozesse
der Übergang in das Endstadium nicht so "friedlich", sondern in einer
unvorstellbar gewaltigen Explosion (Supernova-Explosion). Verbleiben danach Restmassen zwischen 1,44 und ca. 3,2 Sonnenmassen,
so verläuft der Vorgang in etwa wie folgt: Die auf die Materie im Kern des
Sterns wirkende Gravitation ist so stark, dass die Elektronen in die Atomkerne hineingedrückt werden, und
dort die Protonen zu Neutronen (und Elektron-Neutrinos) umwandeln.
Da Neutronen keine abstoßenden elektrischen Kräfte aufeinander erzeugen,
fällt die Materie zu einer unvorstellbaren Dichte zusammen (Kollaps), bei der das ganze
Zugspitz-Massiv in einem Fingerhut Platz hätte! Dieser Vorgang findet zunächst
im Inneren des Roten Überriesen statt, nach außen wirkt der Stern relativ "normal". Der Kern erhitzt sich beim Kollaps
jedoch enorm, und der dabei ausgesendete Neutronen-Schauer erhitzt die umgebenden Hüllen auf extreme Temperaturen (Hüllenbrand).
Durch den extremen Neutronenbeschuss entstehen alle schwereren Elemente als Eisen. Beim Kollaps des Kerns wird der entstehende Neutronenstern
wegen der Erhaltung des Drehimpulses in unvorstellbar schnelle Rotation
versetzt, die sogar eine unglaubliche Frequenz von 640 Umdrehungen pro Sekunde
erreichen kann! Erst im letzten Schritt kommt es dann zur Supernova-Explosion, die die
äußeren Hüllen des Sterns zerfetzt, und ins All hinausschleudert. Es bleibt ein stabiler Neutronenstern
mit einem Durchmesser von nur 10-20 Kilometern und eine Masse von 1,44 bis 3,2 Sonnenmassen,
wobei ein Stecknadelkopf der Materie auf der Erde eine Million Tonnen (!) wiegen
würde. Bis zum endgültigen Erkalten strahlt ein Neutronenstern wie ein Weißer
Zwerg weißes Licht mit geringer Helligkeit aus. Besondere Formen von
Neutronensternen sind die Magnetare und Pulsare (s. unten).
Magnetare: Neutronensterne haben gewöhnlich ein extrem starkes Magnetfeld. So genannte Magnetare besitzen ein besonders starkes Magnetfeld,
viele Billionen(!) mal stärker als das Magnetfeld der Sonne, das im Laufe der Zeit
ihre Rotation stark abbremst. In ihrer Anfangsphase der Abbremsung kommt es
dabei wegen der Umwandlung von Rotationsenergie zu Röntgenstrahlung zu starken Röntgenstrahlen-Ausbrüchen, rund ein Dutzend Kandidaten für diese Art der Neutronensterne sind in der Milchstraße bereits entdeckt.
Pulsare: Die rotierenden Neutronensterne mit ihren enormen Magnetfeldern
muss man sich wie riesige Teilchenbeschleuniger denken. Ist das Magnetfeld gegen die Rotationsachse geneigt, sendet der
Stern zwei enge Strahlenbündel aus, die mit dem Stern wie ein Leuchtfeuer
schnell rotierten. Wird die Erde von einem solchen "Leuchtfeuer" getroffen, so
empfangen wir in kurzen Zeitabständen Strahlungsimpulse, daher der Name Pulsar.
Das Spektrum dieser Strahlung kann sich vom Radiowellen-Bereich über Licht bis zum Gammastrahlen-Bereich erstrecken. Befinden sich z.B. in der Umgebung des Pulsars ionisierte Gase (Plasma), werden Elektronen vom Magnetfeld an den Polachsen mitgerissen und sie spiralisieren an diesen entlang nach außen vom Zentrum weg.
Durch die auf den Spiralbahnen erfolgende stark beschleunigte Bewegung
strahlen die Elektronen Röntgen- und Gammastrahlung ab. Solche Objekte bezeichnet man dann als Röntgen-Pulsare. Je jünger der Pulsar ist, desto energiereicher ist gewöhnlich seine emittierte Strahlung.
Bei einer Supernova-Explosion entsteht ein gewaltiger Energieausstoß in Form von
Neutrinos, Licht und Strahlung. Die sich ausbreitende Schockwelle zerreißt den
alten Stern und alles, was sich in dessen näherer Umgebung befindet; aufgrund
der Strahlung hat eine solche Explosion katastrophale Auswirkungen auf Leben im
Umkreis von 50 Lichtjahren. Unter den extremen Bedingungen (Neutronenbeschuss) solcher Explosionen bilden sich alle
schweren Elemente, die nicht zuletzt auch zum Aufbau des menschlichen Körpers
erforderlich sind. So gefährlich Supernova-Ereignisse für das Leben sind, so
wichtig sind sie auch, denn im Universum gab es anfangs nur Wasserstoff und
Helium, und keine schweren Elemente! Jedes einzelne Atom unserer Körper, sofern
es nicht Helium oder Wasserstoff ist, ist also erst durch eine Nova-Explosion
entstanden! Das Bild rechts zeigt die Explosion einer
Supernova in einer entfernten Galaxie (NASA). Das Licht vieler Milliarden Sterne
der Galaxie erscheint gegenüber der blau aufleuchtenden Supernova eher blass,
was die enorme Freisetzung von Energie verdeutlicht.
Novae gibt es nur in engen Doppelstern-Systemen, bei denen einer
der beider Sterne (normalerweise) ein Weißer Zwerg ist. Dieser akkretiert wasserstoffreiches Gas des anderen Sterns, was sich an der äußeren Schale des Weißen Zwergs sammelt. Nach einiger Zeit kommt es dann entweder zu einer explosiven nuklearen Kernfusion in der äußeren Schale des Weißen Zwergs (thermonuklearer Runaway), oder zu einer Explosion aufgrund von Instabilitäten in der äußeren Schale. Hierbei wird Materie ins All geschleudert und der Stern leuchtet kurzzeitig hell auf. Novae
können sich auch nach einigen Monaten bis zu einigen Millionen Jahren
wiederholen, dann nennt man sie rekurrente Novae. Bei einer typischen Nova
steigt die Helligkeit vorübergehend auf das 150.000fache an! Die vom Weißen
Zwerg aufgenommenen Masse reicht aber nicht aus, um 1,44 Sonnenmassen zu
überschreiten, es entsteht also kein Neutronenstern!
Supernovae Typ I: Sie entstehen wie eine Nova in
Doppelstern-Systemen, allerdings nimmt der Weiße Zwerg dabei so viel Materie
auf, dass seine Kernmasse 1,44 Sonnenmassen übersteigt, und er zu einem Neutronenstern
kollabiert. Supernovae vom Typ I sind die hellsten Novae überhaupt! Sie können
daher auch in entfernten Galaxien beobachtet werden, und können im Extremfall
die Helligkeit der gesamten Galaxie (mit Milliarden von Sternen) überstrahlen! Dabei
entsteht ein gewaltiger Energieausstoß in Form von Neutrinos, Licht und
Strahlung. Die sich ausbreitende Schockwelle zerreißt den alten Stern und
alles, was sich in dessen näherer Umgebung befindet; aufgrund der Strahlung
hat eine solche Explosion katastrophale Auswirkungen auf Leben im Umkreis von
50 Lichtjahren.
Supernovae Typ II: Dieser Typ entsteht, wenn ein Roter Überriese nach einer gewaltigen Explosion
zu einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch kollabiert. Der eigentliche
Kollaps des Sterns erfolgt dabei in der unvorstellbar kurzen Zeit von wenigen
Sekunden! Die Helligkeit des Sterns kann vorübergehend auf das
100.000.000fache steigen! Solche Ereignisse sind sehr selten, seit Christi
Geburt sind in unserer Galaxis nur extrem wenige Fälle bekannt (z.B. ist der Crabb-Nebel
der Überrest einer SN vom Typ II).
Hypernovae und GRB: In unserer
lokalen Galaxie Milchstrasse geht es eigentlich recht provinziell zu. Da
explodieren zwar mal einige Sonnen mit hundert Millionen Leuchtkräften unserer
Sonne, da gibt es gierig Materie verschlingende Schwarze Löcher, und auch mal
einen Strahlungsausbruch der das Leben auf allen benachbarten Sonnensystemen
mit einem Schlag auslöscht, aber was ist das schon gegenüber einem GRB (Gamma
Ray Burster)! Satelliten zur Überwachung von Atomexperimenten stellten
nichtirdische Gammastrahlung fest, über deren Herkunft gerätselt wurde (z.B.
Atomexplosionen auf der Rückseite des Mondes......). Das
Damit hatte man ein riesiges Problem: Aus Intensität und Entfernung
berechneten sich Energiemengen von bis zu 1047
Joule und der
1016
fachen Helligkeit unserer Sonne. Kein im Universum denkbarer Prozess könnte
solche Energiemengen freisetzten! Man spekulierte verzweifelt, sogar über
Antimaterie und explodierende Schwarze Löcher! Es gab nur eine Lösung: Die GRB
senden Strahlung nicht in alle Richtungen, sondern gebündelt nur in einem
wenige Grad engen Jet. Das würde die Energie auf 1044
Joule reduzieren, und käme damit in der
Bereich einer riesigen Supernova-Explosion (Hypernova) Trotzdem würden alle Maßstäbe
gesprengt, es wäre notwendig, mehr als das 100fache der Erdmasse(!)
sekundenschnell nach der Einstein-Formel E = mc² in reine Energie zu
verwandeln! Zur Klärung wurden von Röntgenteleskopen beobachtete GRB sofort
weltweit gemeldet, und man versuchte, an den Stellen der GRB sofort optische
Aufnahmen zu machen. Das gelang auch in einigen Fällen (s. Bild
links, NASA). Es zeigte
sich, dass GRB tatsächlich aus extrem weit entfernten Galaxien stammen. Die
Verläufe der Gamma-Strahlungsimpulse ließen auch tatsächlich auf gebündelte
Jets schließen. Die länger dauernden GRB mit der "weicheren" Strahlung sind
vermutlich auf riesige Nova-Explosionen zurückzuführen, bei denen sehr große
Sterne sekundenschnell zu einem Schwarzen Loch kollabieren. Die ganz kurzen GRB
mit "harter" Strahlung sind noch nicht geklärt, eventuell vereinigen sich hier
zwei Neutronensterne in einem Doppelsternsystem zu einem Schwarzen Loch.
Da wir einen GRB nur sehen, wenn der sehr
enge Strahlen-Kegel (2 bis 20 Grad) zufällig die Erde trifft, bedeutet das,
dass diese Ereignisse im Universum viel häufiger sind, als wir sie beobachten. Etwa alle 100.000 Jahre gibt es
einen GRB in einer Galaxie. Auch in der Milchstrasse wird es so sein, und das
bedeutet, dass die Erde in der Urzeit vermutlich von solchen im Mittel nur 2
Sekunden dauernden GRB getroffen wurde, mit allen Folgen für das Leben. Das
ein nur Sekunden dauernder Gammablitz aus dem All katastrophale Folgen haben
könnte, ist eine geradezu bizarre Vorstellung, doch einige
Perioden des Artensterbens werden von namhaften Wissenschaftlern solchen
Ereignissen zugeordnet! Da GRB die mit Abstand energiereichsten Vorgänge im
Universum sind, sollten wir wohl dringend hoffen, dass die anfangs erwähnte "provinzielle" Ruhe in der
Milchstrasse (besonders in unserer Nähe) noch möglichst lange anhält!
Das Weltraumteleskop Swift und GRB080319B
Sterne gewinnen ihre
Energie durch Kernfusion. Bildet sich ein Stern aus Gaswolken, sammelt er damit
auch immer mehr Wasserstoff. Wenn die Hitze und der Druck im Inneren der
Gaskugel (Protostern) hoch genug sind, beginnen bei über 10 Millionen Grad
Wasserstoff-Atome zu Helium zu fusionieren. Bei der "normalen" Wasserstofffusion
("Wasserstoffbrennen") bildet sich aus je zwei Wasserstoffatomen
(Protonen) zunächst
Deuterium, daraus Helium3 und aus diesem Helium4. Eine
Darstellung dieser PP-Reaktion aus einer
Facharbeit zur Sonne zeigt
das Bild unten. Das ist im Prinzip der in einer Wasserstoff-Bombe ablaufende
Prozess, ein normaler Stern ist also eine kontinuierlich explodierende, riesige
Wasserstoff-Bombe! Der während
der Fusion entstehende Strahlungs- und Hitzedruck wirkt der Gravitation
entgegen, sodass der Stern dann im Gleichgewicht eine bestimmte, stabile Größe besitzt.
Durch die Fusion von Wasserstoff wird Helium gebildet, das sich im Kern der
Sterns als "Asche" ansammelt, bis schließlich die Fusion zum Erliegen kommt. Bei
vielen Sternen ist das aber noch nicht das Ende der Wasserstoff-Fusion: Es
verdichtet sich der Kern wegen des fehlenden Innendrucks, und erhitzt sich dabei
so stark, dass der den Kern umschließende Wasserstoff schalenförmig weiter außen
fusionieren kann ("Schalenbrennen"). Der Stern bläht sich wieder auf, und ist
nun etwas heißer als zuvor. Erst wenn der Radius der Schale im Stern zu weit
nach außen gewandert ist, ist endgültig Schluss! Das Wasserstoffbrennen findet nahezu während der ganzen Lebenszeit des
Sterns statt, bis schließlich der Wasserstoff-Vorrat im Inneren verbraucht ist. Fusion im Roten
Überriesen: Nach Erlöschen der Wasserstoff-Fusion tritt ein Stern mit mehr
als 8 bis minimal 3 Sonnenmassen (Kernmasse liegt dann über 1,44 Sonnenmassen) in die Phase "Roter Überriese" ein: Sobald die Fusionsprozesse
im Sternenzentrum zum Stillstand kommen, fällt der Druck von innen weg, und der
Stern schrumpft zusammen. Hierbei steigen wiederum Temperatur und Druck im
Inneren weit über die Temperatur zur Wasserstoff-Fusion, sodass auch schwerere
Elemente (zunächst ab 100 Millionen Grad Helium) zu fusionieren beginnen. Dies
läuft ähnlich dem Wasserstoffbrennen ab, dauert allerdings bei hohem
Energie-Output wesentlich kürzer. Dieser Prozess wiederholt sich in immer
schnellerer Folge mit der Fusion immer schwererer Elemente bei immer höherer
Temperatur, bis alle fusionsfähigen Elemente leichter als Eisen verbraucht sind
(Wasserstoffbrennen, Heliumbrennen, Kohlenstoffbrennen, Neonbrennen,
Sauerstoffbrennen und Siliziumbrennen). Beim Siliziumbrennen wird bei ca. 1000
Millionen(!) Grad Eisen gebildet. Eisen besitzt die höchsten Bindungsenergien
zwischen den Kernbausteinen (Neutronen und Protonen). Daher ist es besonders
stabil und kann nicht weiter zu schwereren Elementen fusionieren, dem Stern ist
also die Möglichkeit der weiteren Energieerzeugung endgültig genommen. Da nun
kein neuer Strahlungsdruck nach außen einsetzt, kollabiert der Kernbereich des
Sterns unter dem gewaltigen Druck der Gravitation zu einem Neutronenstern (und
teils auch noch weiter bis zum Schwarzen Loch). Dabei werden -wie oben
beschrieben- die äußeren Hüllen in einer Supernova-Explosion ins All
geschleudert.
Das Bild rechts zeigt das extrem seltene Schauspiel einer
Supernova-Explosion SN1987A (NASA), sie explodierte im Februar 1987, worauf auch
noch heute mehrere Gasglocken mit extrem hoher Geschwindigkeit vom explodierten
Stern ausgehend in das benachbarte All expandieren. Fusion in Roten
Riesen: Ein Stern mit einer Masse unter 3 bis maximal 8 Sonnenmassen
(Kernmasse liegt dann unter 1,44 Sonnenmassen) tritt (falls er
nicht extrem massearm ist) nach Erlöschen der Wasserstoff-Fusion in die Phase
"Roter Riese" ein. Da die Voraussetzung für die Fusion immer höherer Elemente
auch immer höhere Temperatur und höherer Druck sind, können solche kleineren Sterne
nicht alle Phasen der Fusion durchlaufen, die Fusionsfolge bricht früher ab, und der Stern
geht in einen Weißen Zwerg mit weniger als 1,44 Sonnenmassen über. Dieser
Vorgang verläuft im Vergleich zu einer Supernova recht friedlich ab, dennoch
verliert der Stern durch Abstoßen von Gashüllen einen erheblichen Teil seiner
Masse (bis über 3/4 seiner Masse), wobei sich Planetare Nebel bilden. Unsere
Sonne wird nur den Zyklus des Kohlenstoff-Brennens bei einer Kerntemperatur von
über 500 Millionen Grad erreichen, dabei wird sie bei einer
Oberflächentemperatur von 3000 Grad 10.000fach heller, ihr Durchmesser wird so
enorm ansteigen, dass die innern Planeten
Merkur und Venus von der Sonne verschluckt werden!
Nicolas Labonte / PW
Damit sind die Möglichkeiten Information über die Sterne zu bekommen bei weitem noch nicht erschöpft. Zerlegt man das Sternenlicht zum Beispiel in sein Spektrum, so erhält man unzählige weitere Hinweise. Die im Spektrum auftretenden Linien
und deren genaue Form geben genaue Auskunft über die vorhandenen Elemente, die Oberflächentemperatur, die Dichte und die Rotationsgeschwindigkeit des Sterns. (Da man für die Erstellung eines Spektrums viel Licht benötigt, sind die Astronomen
übrigens an sehr großen Teleskopen interessiert). Eventuelle Schwankungen der Lichtstärke lassen weitere Aussagen
über den Zustand eines Sterns zu. Periodische Lichtschwankungen können auch von
Planeten hervorgerufen werden, die vor dem Stern entlang ziehen und ihn
teilweise bedecken. Schwankungen der Lichtfrequenz (Dopplereffekt) geben
Auskunft über die Bewegung des Sterns, und können ebenfalls auf die Existenz von
Planeten hinweisen. Misst man auch noch Infrarotstrahlung, Röntgenstrahlung und Radiostrahlung, so ergeben sich weitere Informationsquellen.
Aus allen gewonnenen Erkenntnissen kann man heutzutage die Entstehung von
Sternen, deren Entwicklung und Ende, die Vorgänge im Inneren der Sterne, sowie
die viele beobachtete Phänomene erklären. Einige interessante Fakten:
Geburt eines Sterns:
Sterne bilden sich aus Gaswolken, in denen viel Wasserstoff enthalten ist. Diese Wolken kollabieren unter ihrer eigenen Schwerkraft, und die Materie ballt sich zusammen (Kondensation). Auslöser der Kondensation kann die Druckwelle einer nahen Supernova, Dichtewellen in der interstellaren Materie oder der Strahlungsdruck bereits entstandener Jungsterne sein. Gibt es mehrere Verdichtungen in einer Gaswolke, können Doppelsternsysteme entstehen. Durch die freigesetzte Gravitationsenergie und den wachsenden Druck steigt die Temperatur im inneren jedes "Protosterns".
Solche Sterngeburten können im Orionnebel beobachtet werden. Bilder zeigen
dunkle Materiescheiben, in deren Inneren schon ein Stern
zu glühen beginnt (Bild unten links, NASA). Gleichzeitig sammelt sich die umgebende Materie in einer sich drehenden Scheibe rund um den Protostern, aus der sich auch Planeten bilden können. Zieht der Protostern im Zentrum Materie aus der Scheibe an (Akkretion), so können sich in Richtung der Polachsen zwei Materie-Jets
bilden, die mehrere Lichtjahre lang werden können.
Das Bild links zeigt eine Materiewolke in der ein Stern entsteht,
deutlich erkennt man einen roten Jet.
Sind Temperatur und Druck im Protostern genügend angestiegen, so beginnt der
Fusionsprozess, bei dem neben unergiebigen Fusionsprozessen zunächst Wasserstoff
zu Helium fusioniert, wobei wie bei der Explosion einer Wasserstoff-Bombe
riesige Energiemengen freigesetzt werden. Durch den Strahlungsdruck bläht sich
der Stern auf, bis ein stabiles Gleichgewicht zwischen Druck und Gravitation
erreicht ist. In diesem Zustand verbringt der Stern dann den größten Teil seines
weiteren Lebens, für dessen Dauer die Masse des Sterns von entscheidender Bedeutung ist.
Die ersten Sterne bildeten sich wohl schon 300-400 Millionen Jahre nach dem
Urknall (noch vor den Galaxien) nur aus Wasserstoff und Helium (Population I).
Erst die späteren Sterngenerationen (Population II und III) enthielten auch
schwerere Elemente, die beim Tod der Population I-Sterne freigesetzt wurden.
Endstadium Weißer Zwerg: Wenn die Fusionsprozesse in
einem Roten Riesen erlöschen, hat der Stern während des Riesenstadiums
normalerweise ganz erheblich an Masse verloren. Verbleiben weniger als 1,44 Sonnenmassen
(der so genannte Chandrasekhar-Grenze), so entsteht ein Weißer Zwerg. Der
Stern stürzt endgültig in sich zusammen, und es bleibt eine sehr kleine, aber
durch die freiwerdende Gravitationsenergie unvorstellbar heiße Kugel, deren
kleinen Oberfläche extrem heiß strahlt, aber wenig Energie abgibt. Der Stern
ist also weiß und leuchtschwach, daher der Name "weißer Zwerg". Weiße Zwerge
bestehen zum großen Teil aus Kohlenstoff und Sauerstoff und besitzen wegen des
enormen Gravitationsdrucks eine sehr hohe Dichte, ca. eine Tonne pro
Kubikzentimeter. Wegen der Kontraktion der Masse und der Erhaltung des
Drehimpulses rotiert der Stern sehr schnell. Da keine Energie durch Fusion
nachgeliefert wird, kühlt er dann endgültig aus, und erlischt vollständig. Man
bezeichnet ihn dann als "Schwarzen Zwerg". Die Auskühlphase von Weißen Zwergen
kann extrem lange
dauern, gegebenenfalls mehrere 10 Milliarden Jahre!
Endstadium Schwarzes Loch:
Ein Schwarzes Loch entsteht aus Roten Überriesen, wenn sich bei
der dann erfolgenden Supernova-Explosion ein Neutronenstern mit mehr als 3,2
Sonnenmassen (Oppenheimer-Volkoff-Grenze) bilden müsste. Der sich zunächst bildende Neutronenstern ist
aufgrund der unvorstellbar hohen Gravitation so instabil, dass selbst die
Neutronen diesem Druck nicht standhalten, und die ganze Masse noch weiter
zusammengedrückt wird. An der Oberfläche (so weit man noch davon reden kann)
ist die Gravitation dann so groß, dass nicht einmal Licht entkommen kann.
Somit ist das Schwarze Loch komplett unsichtbar. Man kann Schwarze Löcher nur
indirekt beobachten, wenn sie Materie spiralförmig in sich hineinziehen, diese
dabei extrem beschleunigen und zum Leuchten bringen (s. Bild vom
schwarzen Loch NGC4261 links, NASA). Aufgrund von Leuchtkraftmessungen muss
die Materie, kurz bevor sie ins Schwarze Loch fällt, nach der Einstein'schen
Gleichung großteils in Energie umgewandelt werden. Neben weiteren
seltsamen Phänomenen hört im Inneren von Schwarzen Löchern sogar die Zeit auf
zu existieren, weshalb sie äußerst rätselhafte (aber keineswegs seltene)
Objekte im Universum sind. Da sie alle Materie die ihnen zu nahe kommt
verschlucken, können Schwarze Löcher zu enormen Massen (Millionen von
Sonnenmassen) anwachsen. Wie viele von diesen Dingern im All
herumschwirren ist nicht bekannt, weil sie unsichtbar sind, solange sie keine
Materie "fressen". Hoffentlich kommt so ein Ding nicht
einmal in die Nähe der Sonne, selbst ein nur wenige Meter großes Gebilde würde
die Erde glatt zur Vorspeise verschlucken, bevor es sich über die Sonne
hermacht! Würde man die Erde in ein Schwarzes Loch verwandeln, so hätte sie
einen Durchmesser von nur noch 89 Zentimetern!
Was sind Novae / Supernovae? Schon im Altertum beobachtete man
gelegentlich das helle Aufleuchten eines Sterns, den man bisher nicht am Himmel
gesehen hatte. Später beobachteten Astronomen mit immer besseren Geräten
häufiger starke Helligkeitsausbrüche von Sternen. Dabei stiegen die Helligkeiten
teilweise um einen Faktor 100- 1000 Millionen an. Das erklärt auch, warum die
betroffenen Sterne zuvor nicht gesehen wurden, sie waren dafür zu unauffällig.
Früher meinte man, das plötzliche Aufleuchten künde von der Entstehung eines
neuen Sterns, daher der Name Nova! Heute sind die Vorgänge genauer untersucht,
und man hat festgestellt, dass ein Supernova-Ereignis eine riesige Explosion
ist, die dem Tod eines Sterns vorausgeht!
Militär konnte keine
Erklärung finden, und so wurden 1973 diese Ereignisse öffentlich bekannt gegeben. Untersuchungen ergaben bald, dass die GRB
gleichmäßig aus allen
Himmelsrichtungen kommen, bei einer Dauer von
wenigen Millisekunden bis hin zu etlichen Minuten. Gefolgt sind sie von einem
wenige Stunden dauernden "Nachglühen" im sichtbaren Licht und auch bei anderen
Wellenlängen. Wegen der gleichmäßigen Kugel-Verteilung können sie nicht aus
der (scheibenförmigen) Milchstrasse
stammen, sie kommen also aus fernen Galaxien, und müssen wegen der kurzen
Dauer aus einem eng begrenzten Bereich stammen (sonst würde die
unterschiedliche Laufzeit der Strahlung zu einer längeren Dauer führen).
Es
ist schon erstaunlich: Drei Jahrzehnte vor dem 19. März 2008 rätselte man um
kurzzeitig auftretende Gammastrahlen (Gamma Ray Bursts GRB), aufgefangen von militärischen
Spionagesatelliten, vermutete gar geheime Atomexplosionen auf der der Erde
abgewandten Seite des Mondes oder rätselhafte Antimaterie-Explosionen. Als
dann langsam klar wurde, dass es sich dabei um kosmische Vorgänge handelt,
baute man den Satelliten Swift (Bild rechts,
NASA) zur Erforschung des Phänomens, und startete ihm erfolgreich am 20
November 2004. Der Satellit besitzt Kameras für die Beobachtung von
Gammastrahlung, Röntgenstrahlung, Ultraviolett und sichtbarem Licht. Swift beobachtet
ständig ca. 1/12 des Himmels mit einer Weitwinkelkamera, und lokalisiert
innerhalb von 15 Sekunden auftretende Gammabursts mit einer Genauigkeit von 1
bis 4 Bogenminuten (zum Vergleich: der Mond hat einen Durchmesser von 30
Bogenminuten). Beim Auftreten eines GRB gibt Swift sofort einen weltweiten
Alarm, und optische Teleskope werden möglichst schnell ausgerichtet, um den
GRB auch optisch zu beobachten. Swift selbst kann seine hochauflösenden
Kameras sehr schnell auf die mit der Weitwinkelkamera gefundene Position
ausrichten (20 bis 70 Sekunden), daher der Name Swift. Das optische und
UV-Teleskop an Bord hat jedoch nur eine Öffnung von 30cm (wie ein
Amateurteleskop), und ist daher auf Unterstützung von größeren Teleskopen am
Boden angewiesen. Leider vergehen vom Alarm bis zum Beginn der Beobachtungen
wertvolle Sekunden, da die Teleskope erst ausgerichtet werden müssen. Das ist
sehr ärgerlich, weil die GRB nur extrem kurz andauern, und speziell die
Anstiegszeit dieser Vorgänge für die Astrophysiker sehr interessant ist.
Eine polnische Gruppe von Wissenschaftlern ("Pi of the Sky", der Name
kommt vermutlich daher, dass 1/4 des Himmels ständig überwacht wird, 4*PI wäre
der ganze Himmel) hat einen etwas
anderen Ansatz. Sie beobachten größere Bereiche des Himmels, auf die auch das
Gammateleskop von Swift ausgerichtet ist, kontinuierlich mit Aufnahmen von
etwa 10 Sekunden Belichtungszeit. Beim Auftreten von
plötzlichen Lichtveränderungen gibt das System einen Alarm. Einen solchen Alarm gab es in
der Nacht von 18. auf den 19.03.2008. Auf 10 Sekunden Belichtungen beginnend
um 05:49 Universal Time, wurde ab 06:12 UT ein extrem heller Lichtblitz
beobachtet, der eine Helligkeit der 5,8 Größenklasse erreichte. Das erste Bild
mit dem Blitz begann mit der Belichtung 2 Sekunden, bevor der Gamma-Satellit
Swift Alarm gab. Drei Belichtungen später erreichte der Alarm von Swift das
optische Teleskop, dieses wurde exakt auf die von Swift angegebnen Koordinaten
korrigiert, die folgenden Bilder zeigen dann das Abklingen des Blitzes auf 11 Gößenklassen innerhalb von 4 Minuten. Andere Teleskope konnten das Abklingen
des Blitzes ebenfalls beobachten, aber wegen der zeitlichen Verzögerung erst
16 Sekunden nach dem Beginn, damit hat sich das Vorgehen von "Pi of the Sky"
als sehr sinnvoll erwiesen, denn dort konnte der gesamte Verlauf des GRB
aufgezeichnet werden.
Man hat den Vorgang der zur Entstehung eines GRB mit einer Dauer von über zwei
Sekunden führt, immer noch nicht enträtselt. Wie wir an anderer Stelle gesehen
haben vermutet man, dass ein sehr großer Stern beim Zusammenbruch in eine
Schwarzes Loch die erforderlichen unvorstellbar riesigen Energiemengen
produzieren kann, aber gesichert ist diese Erklärung nicht. Und nun die
Sensation: Über die Rotverschiebung von 0,94 konnte für den beobachteten Gamma
Ray Burst
GRB080319B eine Lichtlaufzeit ("Entfernung") von 7,5 Milliarden Lichtjahren
bestimmt werden, das ist eine Entfernung über die Hälfte des sichtbaren
Universums! Die Explosion erfolgte also vor 7,5 Milliarden Jahren zu einer
Zeit, als es die Erde noch gar nicht gab. Der Burst erreichte eine Helligkeit
von fast 6. Größe, konnte also mit dem bloßen Auge beobachtet werden! Seine
absolute Helligkeit muss daher um einen Faktor 2,5 Millionen über der
Helligkeit gelegen haben, die zuvor bei den hellsten jemals beobachteten
Supernovae gemessen wurde! Solche unvorstellbaren Werte sind nur dadurch zu
erklären, dass die Energie bei der Entstehung des Schwarzen Lochs in einem
engen Bündel ausgesendet wurde, dass zufällig exakt auf die Erde gerichtet
war. Das farbige Teilbild links
(NASA) zeigt den GRB so,
wie ihn die Gamma-Kamera von Swift aufgenommen hat. Die Kurve haben wir nach
den Vorgaben einer Abbildung von "Pi of the Sky" konstruiert, sie zeigt
den vollständigen zeitlichen Verlauf der Explosion im sichtbaren Licht.
Insbesondere erkennt man den sehr schnellen Anstieg der
Helligkeit innerhalb von nur wenigen Sekunden! GRB080319B war übrigens
das zweite von vier Ereignissen an diesem Tag (daher der Anhang B),
noch nie zuvor hatte Swift so viele GRB in so kurzer Zeit registriert. Seien
wir froh, dass sich das Ereignis nicht in unserer Galaxie abgespielt hat,
alles Leben auf der Erde (und vermutlich auf allen Planeten, die ebenfalls in
dem eng gebündelten Jetstrahl gelegen wären, wäre in Sekundenschnelle erloschen!
So konnten einige Menschen, die zum richtigen Zeitpunkt in das Sternbild
Bootes geschaut haben, ein kurzes, schwaches Aufblitzen erkennen, Licht einer
unvorstellbaren kosmischen Katastrophe, wie sie noch nie zuvor mit dem bloßen
Auge beobachtet werden konnte! Die Geschichte zeigt auch eindrucksvoll, wie
noch vor Kurzem gerade entdeckte, zunächst völlig rätselhafte Vorgänge,
schnell zum astronomischen Alltag werden, aber das hatten wir ja bei den
Schwarzen Löchern schon einmal erlebt..........
Grundprinzipen der Kernfusion in Sternen